Schon mal was von „Branlage à la mouche“ gehört? Ich auch nicht. Es handelt sich dabei um eine erotische Dienstleistung, die 1915 vollmundig im Liebes-Preiskatalog einer gewissen Mademoiselle Marcelle Lapompe in Paris angepriesen wurde und bei der heute die Tierschützer steil gehen würden. Mit nicht ganz jugendfreien Worten wird genau erklärt, was darunter zu verstehen ist. Im Groben geht es darum: Eine Fliege mit ausgerissenen Flügeln stimuliert das beste Stück des badenden Klienten. Ein Besuch in der schummrigen „Blaine Bar“ (65 rue Pierre Charron) kann ganz schön erhellend sein, vor allem, wenn man sich in den Raucherraum verirrt, wo das historische Zeitdokument aufgehängt ist. Denn warum Paris den unverwüstlichen Ruf als Stadt der Liebe hat, hat leider wenig mit Romantik zu tun, sondern eher damit, dass sie zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Hochburg der legalen Prostitution war. Und wie sexuell befreit es damals in Paris zuging, das lässt sich hier schwarz auf weiß nachlesen.
© Mohé