Seit die Stadt 2007 das Leihsystem installierte, hat sich Paris langsam, aber sicher zu einer Fahrradstadt entwickelt. Am Anfang war das Velofahren hier tatsächlich nur etwas für starke Nerven. Die Autofahrer überholten dich so knapp, dass deren Außenspiegel manchmal fast meinen Lenker berührten. Auch heute noch biegen sie gern rechts ab ohne sich nach hinten umzuschauen – und dich dabei umzunieten. Wenn man diese Gefahrenquelle als Radler einkalkuliert, also bremst und den Autos die erzwungene Vorfahrt gewährt, kann dir nicht mehr so viel passieren.
Auf allen großen Verkehrsachsen der Stadt sind heute nämlich auch Fahrradwege installiert, die das Radeln viel sicherer machen. Die Shoppingmeile Rue de Rivoli – vom Rathaus über den Louvre, die Tuilerien bis zum Place de la Concorde – ist sogar zu einem mehrspurigen Velo-Highway geworden. Nur Busse und Taxis dürfen hier noch passieren. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, hat sich bei den eingefleischten Autofahrern damit zwar keine Freunde gemacht, ich als Velib-Fahrerin kann ihr aber nur von Herzen danken! Die Uferstraßen der Seine sind mittlerweile zu großen Teilen für Autofahrer gesperrt, sodass man ungestört direkt am Wasser entlang radeln kann: Mit ein paar Seitenwechseln von der Pont Neuf über die Ile de la Cité und Notre Dame bis zur Bibliothek Mitterrand und der Promenade am Quai d’Austerlitz, die im Sommer mit temporären Bars und Restaurants bespielt wird.
Gerade im August, wenn so angenehm leer wird, weil die Pariser wie die Lemminge die Stadt verlassen, ist letzteres meine Lieblingsroute. Das schwimmende Freibadschiff Joséphine Baker ist leider trotzdem fast immer hoffnungsvoll überfüllt, aber in einem der vielen Liegestühle, die die Bars ringsum zum Sonnen und Trinken aufgestellt haben, lässt sich ganz entspannt ein Sundowner genießen.